Jammertal (eine weitere Sage über den Ursprung des Namens)
Oberhalb des Mühlteichs der Klostermühle befindet sich auf einer Wiese die Ruhestätte Österreichischer Soldaten, die im Volksmund „Österreicher – Friedhof“ genannt wird. Es war im
Jahr 1795, als französische Revolutionsheere das linke Rheinufer besetzten. Auf der anderen Seite standen die deutschen- und österreichischen Truppen. Nachdem die französischen Heere bei Düsseldorf
den Rhein überquert hatten, vereinigten sie sich mit der Armee am Mittelrhein. Dem massiven Druck der Franzosen konnten die Deutschen und Österreicher nicht standhalten, und sie mussten sich auf der
Heerstraße, die durch das Lahntal führte, zurückziehen. Auch Arnstein blieb von den Kriegshandlungen nicht verschont. Als die Franzosen kamen, nahm der Pfarrer von Arnstein sein Pfarrbuch unter den
Arm und flüchtete nach Seelbach.
Später zwangen die Österreicher die Franzosen wieder über den Rhein. Wieder wurde das Kloster Arnstein von Freund und Feind gleichermaßen geplündert. Wieder mussten zwei Pfarrer Arnstein verlassen
und suchten Schutz in der Filialkirche in Kördorf. Beide sind in Kördorf gestorben und auch dort begraben. Im Kloster hatten die Österreicher ein Lazarett eingerichtet. 200 Soldaten sind an den
Folgen der Kampfhandlungen oder an Krankheiten dort gestorben und auch dort begraben worden.
Nach dem ersten Weltkrieg nahm sich der Verkehrsverein Obernhof-Seelbach der 200 gestorbenen Soldaten an und stellte am Rande des Friedhofs ein Gedenkstein auf, worauf zu lesen ist:
„Hier ruhen 200 Kaiserlich Österr. Soldaten des Rev.-Krieges 1795“
Manche Geschichtsforscher sind der Meinung, durch den Tod der 200 Soldaten könnte der Name Jammertal entstanden sein.
Zum Abschluss sei noch eine weitere Begebenheit erwähnt, die mit dem Namen Jammertal in Verbindung gebracht wird.
Im Kirchenarchiv der Evangelischen Kirchengemeinde Kördorf befindet sich ein handgeschriebenes Schriftstück, in dem berichtet wird, dass die Burg Arnstein bis in das 12. Jahrhundert eine
Raubritterburg gewesen sein soll. In der Biographie Ludwig III., des letzten Grafen von Arnstein, aufgeschrieben von dem Mönch Lunand, lesen wir, dass die Burg eine Räuberhöhle, ein Ort des
Schreckens gewesen sei. Die Lage der Burg begünstigte ein wildes Leben des Grafen, bequem zu rauben, was auf der Straße floss und fuhr. Der Graf war schuldig vor Gott, dass er solchen Jammer
geschehen ließ.
An dieser Stelle wurde in dem alten Schreiben als Randvermerk nachgetragen:
„Hieraus wäre vielleicht zur Vernichtung aller Sagen der Name Jammertal geschichtlich abzuleiten“.
Graf Ludwig der III. ließ 1135 die Mauern seiner Burg einreißen und an die Stelle das jetzige Kloster bauen, dass 1139 von Papst und Kaiser anerkannt wurde.
Das sind nur einige der vielen Sagen,die den Namen Jammertal zum Inhalt haben.
Vergessen wir nicht, dass alles nur Sagen sind, die geschichtlich nicht nachgewiesen werden können.
Generationen vor uns haben versucht den Namen Jammertal zu erklären, und die nachfolgenden Generationen werden es wohl auch nicht schaffen.
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, andere Erklärungen zu finden und als Sagen fortleben zu lassen.